diana fischer
Individualpsychologische Beraterin & Seelsorgerin (ICL)
Traumaberaterin (ICL)
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Christliche Supervisorin ACC

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Individualpsychologie von Alfred Adler

„Nicht die Tatsachen bestimmen unser Leben, sondern wie wir sie deuten.“ (Alfred Adler)

Alfred Adler (1870-1937) ist der Begründer der Individualpsychologie. Aus der Sicht der Individualpsychologie ist der Mensch unteilbar, das heißt Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit (individere= unteilbar). Deshalb haben Störungen in einem Bereich Auswirkungen auf die anderen Lebensbereiche. Immer ist der ganze Mensch betroffen. 

Die drei Grundprinzipien der Individualpsychologie sind für Alfred Adler:

  1. Die Ganzheitlichkeit des Menschen
  2. Die Zielgerichtetheit des menschlichen Verhaltens
  3. Die Gleichwertigkeit aller Menschen

Gemeinschaftsgefühl und Gleichwertigkeit

Der Mensch ist ein soziales Wesen und kann ohne andere Menschen nicht leben. So sucht jeder Mensch seinen Platz im Leben und in der Gemeinschaft, zu der er gehört. Er will dazugehören.

Die Voraussetzung, um sich zur Gemeinschaft dazugehörig fühlen zu können, ist die Gleichwertigkeit aller Menschen. Allein durch die Tatsache, dass ein Mensch geboren wurde, hat er einen Platz im Leben und kann sich dessen sicher sein. Sein Wert ist dadurch gesichert.

Ist der Mensch nicht damit beschäftigt, seinen eigenen Wert zu sichern oder unter Beweis zu stellen, kann er sich auf der nützlichen Seite des Lebens einbringen und etwas zum Wohle der Gemeinschaft beitragen. Er hat dann Gemeinschaftsgefühl.

Das Gemeinschaftsgefühl ist nicht angeboren, aber eine angeborene Möglichkeit, die jeder Mensch hat und die es bewusst zu entfalten gilt.

Minderwertigkeitsgefühl und Kompensation

Wenn der Mensch daran zweifelt, dass er aufgrund seines Seins einen Platz im Leben hat, wird er sich als weniger wertvoll sehen als seine Mitmenschen. Er erlebt sich als "minder-wert". Dieses Gefühl der Minderwertigkeit ist immer subjektiv und nur möglich, wenn man sich mit anderen vergleicht. Jeder, der seinen eigenen Wert in Frage stellt, sieht die Überlegenheit der anderen.

Um den eigenen Wert wieder herzustellen, wird er versuchen, den anderen zu übertrumpfen. Damit schafft er aber keinen Ausgleich, sondern einen "Über-Ausgleich". Er kompensiert seinen subjektiven Wertverlust. Er versucht nun, mehr zu sein als der andere.

Finalität

Jedes menschliche Verhalten ist zielgerichtet. Mit dem, was der Mensch tut, verfolgt er ein Ziel. Deshalb erklärt sich das momentane Verhalten eines Menschen nur  von seinem Ziel her.  Bei der Finalität schaut man- im Gegensatz zur Kausalität- nach vorne. Dieses Ziel kann mit der Frage nach dem „Wozu?“ erkannt werden. Durch diesen Denkansatz wird es dem Menschen möglich, seine unbewussten und unverstandenen Absichten zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern.

Leitlinien und Lebensstil [1]

Das Kind wird bei seiner Geburt in ein Leben gesetzt, für das es wenig bereit ist. Es erlebt menschliche Gemeinschaft nur durch seine Umgebung, seine Familie. Dort findet es Leitlinien für sein Handeln. Durch Versuch und Irrtum, durch Aktion und Reaktion wird es das für sich gewinnbringendste Verhalten erlernen. So entwickelt jeder Mensch bis zu seinem 4.-6. Lebensjahr seinen eigenen Charakter, seinen eigenen Lebensstil. So ist der Lebensstil nichts anderes als die Manifestation eines bestimmten Planes, den sich das Kind für die weitere Lebensführung zurechtgelegt hat. Der Mensch verwendet ganz bestimmte Hilfskonstruktionen und Schablonen in seinem Denken, Handeln und Wollen. Daraus entsteht dann die persönliche Note, die charakteristische Melodie seines Lebens.

Die private Logik

"Nicht die Tatsachen bestimmen unser Leben, sondern wie wir sie deuten." (Alfred Adler)
In dieser durch und durch subjektiven Deutung liegt unsere private Logik. Die grundsätzliche Einstellung zum Leben kann als der wichtigste Teil der privaten Logik angesehen werden, da sie bestimmt, in welcher Weise jemand seine Erfahrungen beurteilt und was für Schlüsse er aus seinen subjektiven Beurteilungen zieht [2]. Das sind die Möglichkeiten und Grenzen, die er sich selbst setzt. In seiner persönlichen Deutung liegt seine Entscheidungsfreiheit.

Die Fehlziele

Gelingt es einem Menschen in seiner privaten Logik nicht, sich dazugehörig zu fühlen, wird er (Fehl-)Ziele anstreben, um sich seinen Wert zu sichern.

Je tiefer der Minderwert eines Menschen, desto höhere Fehlziele wird er benötigen, um seinen Minderwert zu überwinden. Es gibt beim erwachsenen Menschen 5 Fehlziele:

  1. Entschuldigung eigener Mängel
  2. Überhöhte Aufmerksamkeit
  3. Streben nach Macht, Geltung, (moralischer) Überlegenheit
  4. Streben nach Rache und Vergeltung
  5. Rückzug

Je höher das angestrebte Fehlziel, desto weniger Lebensmut hat dieser Mensch.

Die Lebensaufgaben 

Aus individualpsychologischer Sicht bedeutet Entwicklung ein lebenslanges Bewältigen von Aufgaben, die durch das Leben an das Individuum herangetragen werden. Diese Herausforderungen werden mit dem Konzept der Lebensaufgaben beschrieben [3]

Adler nennt 3 Lebensaufgaben:

  1. Gemeinschaft
  2. Beruf
  3. Liebe und Partnerschaft

Laut Rudolf Dreikurs müssen wir noch „zwei weitere Lebensaufgaben kennenlernen: Die Beziehung des Menschen zu sich selbst und die Beziehung zur Bedeutung menschlicher Existenz...im spirituellen Bereich.“ [4]

So ist ein Mensch seelisch gesund, wenn er in diesen zentralen Lebensaufgaben einen für sich zufriedenstellenden Umgang gefunden hat.

       Quellen:

  • [1] Dreikurs,Rudolf: Grundbegriffe der Individualpsychologie, Stuttgart, 2005, Seite 58
  • [2] Dreikurs, Rudolf: Grundbegriffe der Individualpsychologie, Stuttgart, 2005,Seite72
  • [3] Handbuch der individualpsychologischen Beratung in Theorie und Praxis, Friedel John, Kapitel 3.8, Seite 199
  • [4] Dreikurs,Rudolf: Grundbegriffe der Individualpsychologie, Stuttgart, 2005, Seite 154
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